Viele Bilder wirken erst, durch den gezielten Einsatz von Unschärfe. Das Wichtige im Bild, das Hauptmotiv soll scharf sein und der Rest davor und dahinter bleibt unscharf. Aber wie geht das? Ich will Euch hier ein paar praktische Tipps an die Hand geben, wie Ihr das auch schafft.
Was brauche ich für einen unscharfen Hintergrund? Es gibt ein paar Faktoren, die den Verlauf der Schärfe (die sogenannte Schärfentiefe) beeinflussen. Ich werde hier versuchen, das Ganze sehr praktisch zu erklären (wer es mehr technisch mag sollte bei Wikipedia einen Blick reinwerfen).
- Einen großen Bildsensor – Hier gilt: Je größer der Bildsensor, desto weniger Schärfentiefe habe ich und desto besser kann ich damit „spielen“. Deswegen kann ich mit einer Systemkamera (mit oder ohne Spiegel) besser den Hintergrund unscharf bekommen als mit einer Kompaktkamera.
- Eine möglichst große Blende – Je größer die Blendenöffnung (je kleiner die Zahl), desto weniger Schärfentiefe. Hier sind natürlich vor allem die lichtstarken Objektive im Vorteil, denn mit diesen kann ich eine sehr große Blendenöffnung einstellen und damit den Hintergrund richtig schön unscharf werden lassen.
- Eine lange Brennweite – Je größer die Brennweite (je mehr gezoomt), desto weniger Schärfentiefe. Wenn ich den Hintergrund also unscharf haben möchte sollte ich lieber weiter weg gehen und das Motiv herzoomen, als nah dran zu sein und im Weitwinkel zu fotografieren.
- Einen geringen Abstand zum Motiv – Je näher ich an meinem Objekt dran bin, desto weniger Schärfentiefe bekomme ich. Das kann im Extremfall auch kritisch werden, zum Beispiel in der Makro-Fotografie (kleine Insekten oder Blumen), denn hier habe ich dann zum Teil nur noch wenige Millimeter Schärfe im Bild.
- Zusammengefasst: Wenn Ihr eine Kamera haben wollt, mit der tolle Schärfe-Unschärfe Effekte möglich sind, dann achtet beim Kauf auf die Sensorgröße und auf lichtstarke Objektive! Und beim Fotografieren macht ihr einfach die Blende auf und schon kann nichts mehr schief gehen.
Unscharfer Hintergrund bei Kompaktkameras – Das ist ein schwieriges Thema, denn Kompaktkameras haben durch ihren kleinen Sensor das Problem, dass sie eigentlich fast immer alles scharf abbilden. Wenn man trotzdem ein bisschen mit der Unschärfe spielen möchte, kann man das vor allem bei kleinen Objekten tun. Nehmt Euch Blumen oder kleine Tiere als Motiv und geht richtig nah ran. Dann könnt Ihr auch mit Eurer kleinen Kamera den Hintergrund schön unscharf bekommen.
Schärfentiefe bei Portraitaufnahmen in der Praxis – Bei Portraits einen schönen unscharfen Hintergrund zu bekommen ist gar nicht wirklich schwierig. Alles was Ihr braucht ist eine Systemkamera (egal ob mit oder ohne Spiegel) und wenn möglich ein lichtstarkes Objektiv (zum Beispiel das Sony 50mm F1,8 oder das Olympus 45mm F1,8). Alles was Ihr jetzt noch tun müsst, ist entweder in den Portraitmodus zu wechseln oder noch besser in die Zeitautomatik (A oder AV auf dem Modusrad). Hier könnt ihr jetzt Eure Blende selber auf den kleinstmöglichen Wert (größtmögliche Blendenöffnung) einstellen.
Schärfentiefe bei Makroaufnahmen – Hier kann man schnell in die Situation kommen, dass man sogar zu wenig Schärfentiefe bekommt. Insbesondere Systemkameras mit ihren großen Sensoren liefern bei Nahaufnahmen nur noch wenige Millimeter Schärfentiefe ab. Das kann ein gewollter Effekt sein, kann aber auch mal gern in die Hose gehen, weil eben nicht genau das scharf ist, was man eigentlich haben wollte. Was kann man nun dagegen tun? Entweder ich nehme hier eine gute Kompaktkamera, die von Haus aus einen größeren Schärfentiefen-Verlauf hat oder ich muss die Blende schließen. Aber Vorsicht! Wenn ich die Blende stark schließe brauche ich entsprechend mehr Licht (längere Zeit) um das zu kompensieren und eine längere Zeit wiederum verlangt nach einem Stativ. Ihr seht, das Thema ist gar nicht so einfach!